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Erklärung der Stockholmer Versammlung

Wir, eine Gruppe von in Schweden lebenden Kurden aus Nordkurdistan, sind dem Aufruf von Herrn Kemal Burkay gefolgt und sind am 11. März 2000 in Stockholm zusammengekommen, um die politische und gesellschaftliche Situation der kurdischen Nation in Nordkurdistan zu erörtern.

Am Ende der Versammlung wurde der Beschluss gefasst, dass eine Kommission gebildet wird, deren Aufgabe es sein wird, unter Berücksichtigung der Meinung derer, die nicht an der Versammlung teilnehmen konnten, eine Erklärung herauszugeben, die unsere Ansichten der Öffentlichkeit vermittelt.

Wir, die Unterzeichnenden, erklären der Öffentlichkeit:

Die kurdische Nation ist eine der ältesten und größten Nationen des Nahen Ostens. Sie besitzt eine reiche Geschichte, Sprache und Kultur. Wie andere Nationen hat auch die kurdische Nation das Recht, ihr Schicksal selbst zu bestimmen, auf ihrem Boden frei zu leben, ihr Land selbst zu regieren, die Reichtümer ihres Landes zu nutzen, von der modernen Wissenschaft und Technik zu profitieren sowie seine Sprache und Kultur frei zu nutzen und zu entwickeln.

Die türkische Republik hat von Anfang bis heute die Existenz der kurdischen Nation verleugnet. Den Forderungen der Kurden nach ihren nationalen demokratischen Rechten antwortete sie mit einer Politik der grausamen Unterdrückung und des Völkermords. Während die türkische Republik wegen Hunderttausend Menschen eine Föderation für die zypriotischen Türken als nicht ausreichend ansah und eine Konföderation forderte, gesteht sie den über Zwanzig Millionen Kurden aus Nordkurdistan gar keine Rechte zu. Die Politik der türkischen Republik gegenüber den Kurden ist bis heute Verleugnung, Assimilation und Völkermord.

Um den Weg zum Kandidatenstatus für die Europäische Union zu öffnen hat die türkische Republik versprochen, die Kopenhagener Kriterien einzuhalten. Diese Kriterien beziehen sich auf die Rechte von Minderheiten, und obwohl die Kurden eine Nation auf ihrem Boden bilden, könnten diese Kriterien mindestens den Weg zur Lösung des Konfliktes öffnen. Doch nun, obwohl die EU der Türkei die Tür zum Status als Beitrittskandidat geöffnet hat, führt die türkische Führung ihre alte Politik fort. Sie beharrt auf die Nichtanerkennung der Existenz des kurdischen Volkes und seine nationalen Rechte.

Sie verweigert den Kurden die Öffnung zur Politik und verbietet kurdischen Parteien und Organisationen die freie, demokratische und legale Betätigung. Auch verbietet sie die Bildung und Erziehung, Radio- und Fernsehsendungen in kurdischer Sprache.

Die kurdische Nation hat niemals die Knechtschaft und die Unterwerfung akzeptiert und wird es auch in Zukunft nicht tun. Die Republik Türkei muss sich von diesen leeren Träumen abwenden und die Wirklichkeit sehen. Sie muss die Wege für die Lösung der Kurden- und Kurdistanfrage öffnen. Die Lösung des Konfliktes ist an die Anerkennung der nationalen und demokratischen Rechte der Kurden gebunden. Deswegen sind die Begriffe wie „Demokratische Republik", „Verfassungsmäßige Staatsbürgerschaft" oder andere Politiken zur Zähmung keine Lösung. Die mit dieser Politik verfolgten Strategien und Haltung bezwecken die Entfernung der Kurden von ihren nationalen, politischen und demokratischen Werten. Sie sollen die richtigen Ziele aus den Augen verlieren. Die kurdische Nation darf sich nicht durch diese doppelzüngige Politik, die in der Imrali-Periode offensichtlich wurde, blenden lassen.

Wir rufen die Republik Türkei dazu auf, die internationalen Vereinbarungen einzuhalten und allen voran, die Kopenhagener Kriterien in der Realität umzusetzen. Die im Folgenden genannten Schritte müssen schnellstens umgesetzt werden, damit aus der Perspektive Nord-Kurdistans die Öffnung des Weges zur friedlichen Lösung der Kurdenfrage ersichtlich wird und das kurdische Volk mit seinem freien Willen über die Zukunft seines Landes entscheiden kann.

. Der Ausnahmezustand in Kurdistan muss beendet werden. Kriegs- und Terrororganisationen wie die Kontraguerilla, JITEM, Spezialeinheiten und das „Dorfschützersystem" müssen aufgelöst werden.

. Den kurdischen Flüchtlingen, deren Dörfer und Städte zerstört wurden und die unter Zwang ihre Häuser verlassen mussten, muss die Möglichkeit zur freien Rückkehr ermöglicht werden. Der Boden muss von Minen geräumt und der Schaden wieder gutgemacht werden.

. Eine neue, demokratische Verfassung, die die kurdische Identität anerkennt, muss verabschiedet werden.

. Kurdische Schulen müssen eröffnet werden, Radio und Fernsehen müssen in kurdischer Sprache senden dürfen.

. Alle rechtlichen und politischen Hindernisse vor der Gedanken- und Organisationsfreiheit müssen aufgehoben werden, damit kurdische politische Parteien die Möglichkeit erhalten, unter ihrem eigenen Namen und mit ihrem eigenen Programm frei zu arbeiten.

. Alle politischen Gefangenen in Gewahrsam und in Haft müssen ohne Bedingungen freigelassen werden. Exilpolitikern muss die freie Rückkehr ermöglicht werden.

. Alle Gesetze und Beschlüsse, die kurdische Namen verbieten, müssen aufgehoben werden, die Dörfer und Städte, deren Namen verändert wurden, müssen ihre ursprünglichen Namen erhalten.

* * *

In der letzen Zeit sind in Kurdistan und in der Türkei Initiativen unter den Namen wie „Freie Demokraten", „Initiative für Einheit" und „Initiativgruppe für die Demokratiebewegung" entstanden. Diese setzen sich dafür ein, dass die Kurden ihre Rechte erhalten und ihre Interessen schützen. Wir sind davon überzeugt, dass sie es schaffen werden, sich für die politischen Werte, für die das kurdische Volk seit Jahren große Opfer gebracht hat, einzusetzen und die tatsächlichen Interessen und Ziele der Kurden vor den Augen nicht fernzuhalten. Alle dieser legalen Initiativen und patriotischen Kreise müssen zwischen sich und denen, die die Staatspolitik umsetzen wollen, eine klare und deutliche Trennlinie ziehen. Denn die unter dem Namen „Projekt für den Frieden und die demokratische Republik" gestarteten Initiativen wurden durch den Staat auf den Markt gebracht. Auf keinen Fall dürfen die patriotischen Kreise eine politische Hypothek auf die Zukunft unseres Landes und unserer Gesellschaft setzen. Sie müssen sich immer zuerst die Rechte und Freiheiten des kurdischen Volkes vor Augen halten. In diesem Rahmen müssen alle, von den Sozialisten, über die Liberalen bis hin zu den Religiösen, in einer legalen Partei zusammenkommen, die sich allein für ihre Ziele einsetzt und durch ihre eigenen Organe geleitet wird.

Darüber hinaus tauschten die Teilnehmer der Versammlung ihre Meinungen über die Notwendigkeit von Bemühungen aus, die zur Legalisierung der kurdischen nationalen und demokratischen Bewegung sowie einer legalen kurdischen politischen Partei mit eigenem Namen, Identität und seinem eigenen Programm notwendig sind. Es wurde betont, dass von freien kurdischen politischen Parteien solange nicht die Rede sein kann, solange sie nicht unter ihrem eigenen Namen und mit ihrem spezifischen Programm gegründet werden und frei arbeiten können. Für die Erlangung dieses natürlichen Grundrechts müssen alle kurdischen Patrioten gemeinsam und wirkungsvoll arbeiten. Im In- und Ausland müssen Kampagnen dafür durchgeführt und ununterbrochen für dieses Ziel gearbeitet werden.

Wir sind der Ansicht, dass die Sicherung unserer Freiheit und unserer national-demokratischen Rechte durch die Einheit und einen gemeinsamen politischen Willen möglich ist. Diesem Gedanken folgend rufen wir alle politischen, demokratischen und kulturellen Einrichtungen und Institutionen auch im Ausland auf, ihre Bemühungen für die Koordination der politischen, demokratischen und kulturellen Zusammenarbeit zu verstärken.

Die UNO, die OSZE und alle internationalen Organisationen rufen wir auf, den Kurden- und Kurdistankonflikt auf ihre Tagesordnung zu setzen und sich für die Lösung dieser Konflikte einzusetzen.

Die EU darf nicht zulassen, dass die Republik Türkei die Normen der Union zerstört. Solange die Türkei keine Schritte zur friedlichen Lösung des Konfliktes unternimmt, muss die EU die militärischen und wirtschaftlichen Hilfen stoppen und ihre politische Unterstützung für die Türkei entziehen.

30. März 2000

. Hawar Ackblad . Nihat Akar . Nezir Akat . Üzeyir Al . Ata Ala . Eyüp Alacabey . Hüseyin Aldur . Aziz Alis . Kutbettin Alis . Süleyman Alis . M.Ali Alp . Kovan Amedi . Husamettin Aslan . M. Siddik Avci . Mumtaz Aydin . Mustafa Aydogan . Sait Aydogmus . Selim Bakaç . Sükran Baksi . Dilo Balin .Taner Bayrak . Abdurahman Gundiki . Belengaz Belge . Sidik Bozarslan . Sermin Bozarslan . Kemal Burkay . Muzaffer Coskun . Mustafa Ciziri . Yusuf Ciziri . Vakas Çelik . Nedim Dagdeviren . Mehmed Dehsiwar . Salih Demir . Süleyman Demir . Sofi Demir . Cemil Demircan . Abidê Diyarbekirî . Seyran Duran . Azad Y. Erdem . Muxlis Erdem . Lokman Ertas . Ali Ertas . Bawer Eser . Bubê Eser .Yasar Gelêrî . Aram Gernas . Ahmet Gezici . Selim Can . Bilal Görgü . A. Selam Güven . Seyithan Imrak . Keya Îzol . Atila Kalkan . Mustafa Kalpak . Mazhar Kaplan . Hursid Kaplan . Firat Karagül . Enver Karahan . Erol Karahan . Îzzet Karaaslan . Mesude Kaya . Remzi Kerîm . Haci KIlIçaslan . Hamit Kiliçaslan . Seyh Mehmet Kulaksiz . M. Ali Kut . Yüksel Küçükoba . Mahmûd Lewendî . Mahanî Licok . Malmîsanij . Mamoste . Selim Murat . M. Emin Narozî . Firat Nemrûd . Yasar Oguz . Fahri Ölçer . Resat Önen . Zeynelabidin Özalp . Sidik Özçiris . Hatip Özer . Orhan Özer . H. Öztürk . Lales Qaso . Çeko Pekgül . Bavê Rewsen . RIza Polat . Lokman Polat . Serdar Rosan . Zinar Soran . Nezir Semikanli . Ihsan Sener . Vildan Tanrikulu . Mehmet Toprak . Sakir Tutal . Erol Tümen . Hüseyin Uçmaz . Ismet Uzun . Halid Xoca . Sükrü Xoca . Burhan Yildiz . Selahattin YIldiz . Mustafa Yilmaz . Arif Zêrevan . Sores Zirek

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