Berlin, 08. Dezember 2006
ERKLÄRUNG DES PRÄSIDIALBÜROS DER REGION
KURDISTAN ZUR IRAQ STUDY GROUP
Nach
dem Studium des von der Iraq Study Group erstellten Berichtes
scheint es uns notwendig, die folgende Erklärung abzugeben:
1. Was auch immer die Gründe gewesen sind, das Irakische
Kurdistan nicht zu besuchen, ist ein wesentliches Versäumnis
gewesen, das die Glaubwürdigkeit der Einschätzung negativ
beeinflußt hat.
2. In der Empfehlung 26 fordert die Gruppe eine Verfassungsrevision
mit Hilfe von UN-Experten.
Jede Revision der Verfassung sollte in Übereinstimmung
mit den Mechanismen vorgenommen werden, welche die Verfassung
vorsieht. Abgesehen davon, wir lehnen jede Revision ab und
jedermann sollte sich bewußt sein, daß die territoriale Integrität
des Irak gebunden ist an die Beachtung der Verfassung.
3. Empfehlung 28 fordert, daß die Öleinkünfte unter
die Verfügungsgewalt der Zentralregierung gestellt werden
und daß sie gemäß der Bevölkerungsanteile verteilt werden.
Sie sagt außerdem, daß die Verfügungsgewalt der Regionalregierung
über neue Ölvorkommen nicht mit nationaler Versöhnung zu vereinbaren
sei.
Wir erneuern unsere Bindung an die Verfassung, welche
die Lösung für dieses Problem festgelegt hat. Jede Änderung,
die diesen Prinzipien zuwider läuft, wird zurückgewiesen.
4. In Empfehlung 30 empfiehlt die Gruppe, daß die Durchführung
von Artikel 140 (zu Kirkuk) der irakischen Verfassung ausgesetzt
werden solle und fordert, daß die vorgeschlagene Internationale
Irak Unterstützungsgruppe (International Iraq Support Group)
diesen Artikel verwirklichen solle.
Wir glauben, daß die Verfassung den Mechanismus und
den Zeitrahmen vorsieht für die Verwirklichung von Artikel
140, welcher das Minimum dessen darstellte, dem die Kurden
zugestimmt haben. Jede Verzögerung in der Verwirklichung dieses
Artikels wird schwerwiegende Konsequenzen haben und wird in
keiner Weise vom Volk Kurdistans akzeptiert werden.
5. Durch den ganzen Bericht hindurch ist Betonung gelegt
worden auf die Stärkung der zentralen Regierung und die Schwächung
der regionalen. Dies läuft den Prinzipien von Föderalismus
und der Verfassung zuwider, welche die Basis dessen bilden,
worauf der neue Irak aufgebaut ist. An dieser Stelle machen
wir klar, daß Föderalismus der einzige Weg ist, um die Einheit
des Irak zu bewahren.
6. In einigen Teilen des Berichtes, wurden die Interessen
und Bedenken der Nachbarstaaten des Irak berücksichtigt und
eine größere Rolle für sie gefordert. Wir denken, daß dies
entgegen den Interessen des Volkes des Irak im Allgemeinen
und des Volkes von Irakisch Kurdistan im Besonderen und ebenso
gegen die territoriale Integrität des Irak ist. Es ist auch
Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes.
7. In einigen Teilen des Berichtes, zum Beispiel in
den Empfehlungen 27 und 35, fordert die Gruppe die Belohnung
jener, die gegen den politischen Prozeß sind und Gewaltakte
verübt haben, indem sie in die Regierung und Machtausübung
einbezogen werden. Wir denken, daß dies gegen die Interessen
der Mehrheit der Bevölkerung des Irak und gegen den demokratischen
Prozeß ist.
8. Trotz unseres Dankes an und unserer Dankbarkeit
für Präsident George W. Bush und die amerikanische Regierung
für den Sturz des vorherigen Regimes und für ihre Anstrengungen,
einen neuen Irak aufzubauen, glauben wir, daß die Iraq Study
Group einige unrealistische und unangemessene Empfehlungen
gemacht hat, um die Vereinigten Staaten aus diesen Schwierigkeiten
herauszuhelfen. Für den Fall, daß uns unter diesem Vorwand
diese unangemessenen Empfehlungen aufgezwungen werden, erklären
wir, im Namen des Volkes von Kurdistan, daß wir Alles zurückweisen,
was gegen die Verfassung und die Interessen des Irak und Kurdistans
ist.
9. Der Bericht ist das Gegenteil dessen, was uns Mr.
James Baker am Telefon vor zwei Tagen gesagt hat und seiner
Versicherung, daß dem Besonderen Status Kurdistans in dem
Bericht Rechnung getragen werde. Darüber hinaus haben wir,
und das vor der Veröffentlichung des Berichtes, in einem Brief
den kurdischen Standpunkt übermittelt. Doch die Gruppe hat
dem Brief keinerlei Bedeutung beigemessen und es scheint,
als ob sie ihn überhaupt nicht gelesen hat.
Wir schließen mit Folgendem:
- Wir werden dem Bericht in keiner Weise folgen.
- Der demokratische Prozeß und die Errungenschaften
der Volkes des Irak im Allgemeinen und Kurdistans im Besonderen
sollten nicht übergangen werden, insbesondere nach den Wahlen
und der Verfassung, welche die Unterstützung von mehr als
80 % der Bevölkerung des Irak, der internationalen Gemeinschaft,
und, vor allem, der USA erhielten.
- Vor der Lösung der Probleme des Irak durch Andere
sollte das Volk des Irak ernsthaft and nationale Versöhnung
denken. In diesem Sinne drängen wir alle irakischen Gruppen,
die an den politischen Prozeß, an die Verfassung und an einen
demokratischen föderalen Irak glauben, radikale Schritte zu
unternehmen, um diese Probleme zu lösen, so daß sie frei werden
von Lösungen auf Grund von falschen Empfehlungen der regionalen
und internationalen Länder.
Erbil, Region Kurdistan, 07. Dezember 2006
[Ende
- Arbeitsübersetzung]
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