KÖLNER
DEKLARATION
Wir kurdischen Patrioten in der Bundesrepublik
Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Holland, Belgien, England
und Österreich sind am 18. Juni 2000 in Köln zusammengekommen. Wir
haben den neusten Entwicklung der kurdischen Nationalbewegung sowie
die diesbezügliche Politik des türkischen Regimes bewertet und beschlossen,
folgendes Deklaration zu veröffentlichen:
Die kurdische Nation ist eines der ältesten
und größten Völker des Mittleren Ostens; sie hat eine reiche Geschichte,
Sprache und Kultur. Wie alle Nationen hat auch die kurdische Nation
das Recht, ihr Schicksal frei zu bestimmen, auf ihrem Territorium
in Freiheit zu leben, ihr Land zu regieren, ihre Ressourcen sowie
die moderne Wissenschaft und Technik zu nutzen und ihre Sprache
und Kultur frei zu gebrauchen und fortzuentwickeln.
Leider jedoch haben die Regionalstaaten,
die unser Land unter sich aufgeteilt haben, die Existenz des kurdischen
Volkes sowie seine Rechte bis zum heutigen Tag noch nicht anerkannt
und versucht, das kurdische Volk mit Gewalt zu vernichten. Jedes
Mal, wenn die Kurden die Forderung nach Freiheit erhoben haben,
ist man ihnen mit Unterdrückung, Grausamkeit und Völkermord begegnet.
Während der türkische Staat sich für
die hunderttausend Türken auf Zypern mit einer Föderation nicht
zufrieden gibt und die Forderung nach einer Konföderation stellt,
ist er für die 20 Millionen Kurden in seinen eigenen Grenzen nicht
einmal bereit, das Recht auf Presse und Veröffentlichung, auf Bildung
oder sonst irgendein Recht zuzugestehen.
Der Grund für den Widerstand des kurdischen
Volkes bis zum heutigen Tag ist diese unvergleichliche Politik der
Unterdrückung, Grausamkeit und Assimilation.
Besonders nach Festnahme des PKK-Führers
Öcalan ist das türkische Regime darum bemüht, die kurdische Bewegung
völlig zu zerstören und zur Kapitulation zu zwingen.
Wir lenken hiermit die Aufmerksamkeit
der Kurden und der Weltöffentlichkeit auf den betreffenden Plan
und die Szenarien der Türkei und erklären folgendes:
Die bisherigen Methoden sind falsch und
haben überhaupt keine Aussicht auf Erfolg. Der türkische Staat muss
derartige Träume aufgeben. Die kurdische Frage kann nur gelöst werden,
wenn nach dem Prinzip gehandelt wird, dass das kurdische Volk frei
über seine Zukunft bestimmten kann. Für eine solche gerechte und
friedliche Lösung muss umgehend in den Dialog eingetreten werden.
Die türkische Regierung als EU-Kandidat
muss umgehend die Kopenhagener Kriterien erfüllen dazu gehört:
1. Beendigung des Ausnahmezustands, Auflösung
des Dorfschützertums, der Konterguerilla, der JITEM, der Spezialeinheiten
und ähnlicher Organisationen.
2. Millionen Kurden, deren Dörfer und
Kleinstädte zerstört und niedergebrannt oder die zur Migration gezwungen
wurden, müssen die Möglichkeit erhalten, in ihre Heimat zurückzukehren,
für ihren erlittenen Schaden müssen sie entschädigt werden.
3. Die Teilnehmer werten die Morde an
wehrlosen Zivilisten sowie die Belästigungen, Vergewaltigungen und
erniedrigenden Behandlungen von Frauen als Kriegsverbrechen und
Verbrechen gegen die Menschlichkeit und fordern, dass die Täter
strafrechtlich zur Verantwortung gezogen und bestraft werden.
4. Die Todesstrafe muss aufgehoben, eine
Generalamnestie erlassen und politische Untersuchungs- und Strafgefangene
freigelassen werden; für diejenigen, die ins Ausland gegangen sind,
muss die Möglichkeit der Rückkehr geschaffen werden.
5. Das Rechtssystem der Türkei muss demokratisiert,
eine neue und demokratische Verfassung erarbeitet, die kurdische
Identität in dieser Verfassung anerkannt werden.
6. Es muss eine völlige Meinungs- und
Organisationsfreiheit gesichert werden; kurdische Parteien müssen
die Möglichkeit erhalten, unter ihrem wirklichen Namen mit ihren
speziellen Programmen legal und frei zu arbeiten.
7. Kurdischsprachige Bildung, Presse,
Radio und Fernsehen müssen frei gegeben werden.
Auf diese Weise können Frieden und Demokratie
in der Türkei Einzug halten, der Weg für eine endgültige Lösung
der Kurdenfrage wird geebnet; dies sind die dringenden Schritte.
Wir rufen alle demokratischen Kreise
in der Türkei auf, sich dafür einzusetzen, die Hindernisse, die
einer Lösung der Kurdenfrage im Wege stehen, auszuräumen und für
Frieden und Demokratie einzutreten.
Gleichzeitig appellieren wir an die internationale
Öffentlichkeit, insbesondere an die Europäische Union, sich dafür
einzusetzen, dass das türkische Regime die Verpflichtungen, die
sie sich aufgeladen hat, erfüllt, ohne dass die Kopenhagener Kriterien
verfälscht oder die in- und ausländische Öffentlichkeit dabei getäuscht
werden.
An alle Patrioten,
Das kurdische Volk hat in seiner Geschichte
bis zum heutigen Tag viele schwierige Prüfungen erlebt. Auch heute
gibt es trotz der Schwierigkeiten und des Leids keinen Grund, die
Hoffnung aufzugeben. Das Kampfpotential der Kurden ist groß, keine
Macht und kein Szenario können es zerstören.
Um unsere Rechte und Freiheiten zu erlangen,
müssen wir die Kräfte im In- und Ausland vereinigen, müssen dieses
Potential mobilisieren. Wir müssen alle gemeinsam nein zu den Szenarien
und Plänen des Regimes sagen.
Wir müssen Organisations- und Kampfformen
finden, die zeitgemäß sind. Eine legale Massenpartei, die weiteste
Kreise der kurdischen Patrioten im Inland vereinigen kann, trägt
dabei in diesem Stadium eine besondere Bedeutung, und wir unterstützen
die dahingehenden Bemühungen.
Die kurdischen politischen und demokratischen
Organisationen im Ausland müssen ihre Kräfte vereinigen, um die
Forderungen des kurdischen Volkes der internationalen Öffentlichkeit
mitzuteilen, wirkungsvolle Diplomatiearbeit zu leisten und die kurdischen
Massen im Ausland in diesem Sinne zu friedlichen Aktionen zu animieren.
Ein Teil der wichtigen Arbeiten, die
es zu leisten gilt, ist auch, wirkungsvollere Mittel in den Medien
zu schaffen. Wir treten dafür ein, dass hierbei gemeinsame Initiativen
ergriffen werden.
Köln, 18. Juni 2000
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