Presseerklärung
Der Bundesvorstand des Verbandes der Vereine aus Kurdistan
KOMKAR fordert die sofortige Freilassung der drei in Kurdistan
entführten deutschen Bergsteiger. Entführungen dürfen und
können kein Mittel im Kampf um die legitimen Rechte eines
Volkes sein.
Drei aus Bayern stammende
Männer im Alter von 33, 47 und 65 Jahren wurden am Dienstag
aus einem Camp am Berg Ararat in Kurdistan auf 3200 Metern
Höhe verschleppt. Die übrigen zehn Mitglieder der deutschen
Bergsteigergruppe konnten in die Stadt Bazid zurückkehren.
Inzwischen soll sich die PKK zu der Entführung bekannt. Schon
zuvor hatte man in der deutschen Presse vermutet, dass die
Entführer aus den Reihen der PKK stammen könnten. Einzelne
Berichte mutmaßen, dass die Entführung mit dem im Juni in
Deutschland auf Druck der Türkei ausgesprochenen Verbot des
kurdischen Fernsehsenders Roj-TV zusammenhänge, da sich die
Entführer mit Mitgliedern der deutschen Reisegruppe über die
harte Haltung der deutschen Regierung gegenüber der PKK beschwert
habe.
KOMKAR, der Verband der Vereine aus Kurdistan e.V. fordert
die Entführer der drei Bergsteiger, egal wer sie sind und
egal welcher Organisation sie angehören oder nicht, sofort
freizulassen. Sollte die Entführung der drei Bergsteiger ohne
Kenntnis der PKK-Führung geschehen sein, fordert KOMKAR diese
auf, die Entführer zu veranlassen, die Entführten auf feien
Fuß zu setzen. Eine Entführung darf und kann kein Mittel
im Kampf um die legitimen Rechte des kurdischen Volkes sein.
Derartige Aktionen schaden letztendlich dem Kampf um diese
Rechte und bewirken nur das Gegenteil dessen, was man erreichen
will.
KOMKAR fordert aber auch die deutsche Bundesregierung auf,
Druck auf die Türkei auszuüben, dass ihr NATO-Partner und
EU-Beitritts-Wunschkandidat endlich die legitimen Rechte des
kurdischen Volkes in der Türkei akzeptiert. KOMKAR fordert
die Bundesregierung und die anderen europäischen Regierungen
ebenso auf, sich nicht als Handlanger der Türkei zu gerieren.
Durch das Verbot kurdischer Presseorgane in Europa, wie kürzlich
das Verbot des Fernsehsenders Roj-TV, trägt man nicht zur
Lösung der kurdischen Frage in der Türkei bei, sondern provoziert
lediglich Aktionen, wie sie nun leider am Berg Ararat geschehen
ist. Und wenn man tatsächlich meint, man müsse Roj-TV verbieten,
weil in ihm zur Gewaltanwendung aufgerufen worden sei, dann
müsste man ähnliches mit sämtlichen türkischen Sendern in
Europa tun, denn auch hier wird täglich zur Gewalt insbesondere
gegen Kurden aufgerufen. Seit Jahren fordert KOMKAR Schritte
in Richtung eines Dialoges zwischen den Konfliktparteien.
Wären die deutschen und europäischen Regierungen diesbezüglich
nicht untätig geblieben, wären Aktionen wie die derzeitige
Entführung nicht passiert.
KOMKAR fordert die „Türkische Gemeinde in Deutschland“ auf,
sich nicht als Scharfmacher in der Angelegenheit zu gerieren.
Deren Vorsitzender Kenan Kolat hat gefordert, nicht mit den
Entführern zu verhandeln, „falls tatsächlich die PKK dahinter
steckt“, denn das sei „eine terroristische Organisation, mit
der man nicht verhandelt.“ Niemand hat Herrn Kolat um eine
Meinungsäußerung gebeten, er hätte besser geschwiegen. Eine
Entführung ist und bleibt eine terroristische Aktion, egal
welcher Organisation die Entführer angehören. Und wenn die
deutsche Regierung der Meinung ist, man müsse mit den Entführern
verhandeln, um das Leben und die Gesundheit der Geiseln zu
schonen, dann ist diese Entscheidung zu akzeptieren, egal
welcher Organisation die Entführer angehören und egal welche
Meinung Herr Kolat über diese Organisation hat.
V.i.s.d.P
Bundesvorstand KOMKAR
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